Letzte Reise

Hélène Delprat – Chambre funéraire dans la demeure de la Bort-à-Tchino

18.11.2020
Hélène Delprat, Chambre funéraire dans la demeure de la Bort-à-Tchino, 1983, Vinyl, Pigment, Papier, Leinwand, 219 x 154 cm, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, Foto: Carl Brunn

In dunkler Kammer liegt auf einem jadefarbigen Papyrus-Boot eine aufgebahrte Gestalt, ein Mischwesen mit menschlichem Körper und Tierkopf. Zwei wolfköpfige Gestalten, mit Pfeil und Bogen bestückt, sind am Eingang postiert. In der geheimnisvollen Szenerie blitzt das Weiß ihrer gefährlich gebleckten, spitzen Zähne. Hell leuchten auch Hände und ein Pfeil, der scheinbar wie von selbst in hohem Bogen auf den bereits durch einen ersten Pfeil mittig durchbohrten Liegenden zielt. 

Der Blick in die düstermagische Schattenwelt aus mythologischer Vergangenheit zeigt anstelle zeremoniellen Ernstes ein überraschendes Eigenleben. Hélène Delprat stellt die Wächter des Totenreichs verschlagen, gewalttätig und augenzwinkernd mit blutrünstiger Lust am Aufspießen unschuldiger Opfer dar. Wo geht die Reise des Bildes hin? Ins ewige Jenseits oder vielleicht in Disneys Märchenwelt mit dem „bösen Wolf“?

AL