Entdeckungsreise

Reisen war für mich zunächst eine Fantasie.

05.12.2020

Anne Pöhlmann im Interview

Was bedeutet Reisen für dich?

Weites und freies Reisen war während meiner Kindheit im Dresden der DDR kaum möglich. Daher verbinde ich meine ersten Vorstellungen vom Entdecken anderer Orte und Kulturen mit Fotoaufnahmen in Zeitschriften und Fotobüchern. Wahrscheinlich habe ich dadurch begonnen, mich für Fotografie zu interessieren und selbst Fotos zu machen. Später kamen Filme im Kino dazu – ein Freund von mir war während unserer Schulzeit Filmvorführer in einem kleinen Programmkino. Reisen war für mich also zunächst eine Fantasie – eine rein virtuelle und bildliche Erfahrung, bevor es später auch eine physisch-körperliche werden konnte. 

Heute bedeutet Reisen für mich vor allen Dingen in Verbindung mit anderen Menschen zu treten – an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, eine Ausstellung aufbauen, Freunde oder Familie besuchen.

Was darf auf deinen Reisen nicht fehlen?

Pragmatischerweise Computer oder iPhone, Übersetzungsapp, Notizbuch und die korrekten Adressen – im besten Fall eine Person, mit der man das Erlebte leidenschaftlich teilen kann

Wohin geht deine nächste Reise?

Das ist momentan schwierig zu sagen. Ich hoffe darauf, bald wieder Familie und Freunde besuchen zu können, die gerade nicht erreichbar sind, wie zum Beispiel meine Familie in Havanna.

Du bist an mehreren Orten zuhause. An welchen Orten ist deine Kunst zuhause?

Arbeiten entziehen und verselbständigen sich, sobald sie das Studio bzw. meine Hände verlassen. Im besten Fall begleiten sie andere Menschen für eine ganze Weile an immer wieder neue Orte. 

Meine Arbeiten bestehen unter anderem auch deswegen aus digitalen Fotodrucken auf Stoff, weil ich lange Zeit nach einem Material gesucht habe, welches flexibel und leicht in unser Leben passt – ein Material, das sich anfassen, zusammenfalten und mitnehmen lässt, sobald man umzieht. 

Biografie

  • * 1978 in Dresden, Deutschland
  • Studierte von 1999–2001 an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2001–2005 an der Kunstakademie Düsseldorf 
  • Seit 2008 Professorin für Photographie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig 
  • Lebt in Düsseldorf und Havanna
  • Mitbegründerin der Künstlergruppe lonelyfingers