Entdeckungsreise
Weniger das Wiedererkennen, als vielmehr das Staunen nimmt zu, je mehr man reist.
Cécile Hummel im Interview
Kam es schon einmal vor, dass du selbst nicht zuordnen konntest, ob du etwas wirklich kennst oder ob du es nur mit etwas assoziierst?
Als Kind in einem großen Hotel aufgewachsen, waren Reisen nur in Erzählungen und in den großen Bildbänden, teilweise mit Farbabbildungen möglich. Natürlich hatte ich eine Vorstellung von einem smaragdgrünen oder türkisfarbenen Meer – als ich es dann wirklich sah, konnte ich trotzdem kaum fassen, dass eine solche Erscheinung tatsächlich war. Weniger das Wiedererkennen, als vielmehr das Staunen nimmt zu, je mehr man reist.
Was siehst du als deine Kultur an?
Seit ich sprechen, lesen und schreiben kann, bin ich von einem westeuropäischen, christlichen Kulturgut geprägt. Die Kultur und Kunst, die mich umgab gründete auf christlichen Traditionen und Werten. Als ich zu Reisen begann wurde mir deutlich, wie sehr ich aus einer europäischen Perspektive blicke und interpretiere. Ich erkannte es dadurch, weil es plötzlich andere gab. In gewissen Ländern existieren andere Werte und Bilder und die Sprachen haben wenig mit unseren zu tun.
Wer reist mehr – Du oder deine Kunst?
Ich reise mehr als meine Kunst; aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich ihr nachgereist bin oder in einzelnen Fällen kamen meine Bilder weiter.
Biografie
* 1962 im Thurgau, Schweiz
Studierte 1981–82 an der Universität Zürich, von 1982–85 an der Schule für Gestaltung in Zürich, 1985–86 Studienjahr in San Francisco, Kalifornien
Lebt in Basel, Schweiz
Seit ihrem Atelieraufenthalt 2012–2013 in Kairo und auf verschiedenen Reisen im Mittelmeerraum – Ägypten, Marokko, Algerien, Sizilien, Libanon – ist ein umfangreiches Fotoarchiv entstanden, welches in Einzelheften publiziert wird.