Entdeckungsreise
Entscheidend ist die Reduzierung auf das Wesentliche.
Michail Pirgelis im Interview
Hat sich deine Einstellung zum Fliegen geändert?
Mein Blick auf die Luftfahrt hat sich kaum verändert, denn ich habe das Flugzeug sehr früh als etwas Faszinierendes wahrgenommen, aber gleichzeitig immer die Notwendigkeit des Flugverkehrs und die damit verbundenen Auswirkungen auf Menschheit und Klima hinterfragt. In Zeiten der Covid-19-Krise wird auch noch einmal deutlicher, was die negativen Folgen einer globalen Vernetzung sein können, die durch das Fliegen erleichtert wird.
Was verbindest du mit Flugreisen?
Vor allem Sehnsucht und die Faszination, sich auf einer anderen Ebene zu bewegen, die nicht für den Menschen gedacht ist.
Wann bist du das letzte Mal geflogen und wohin? Wohin fliegst du als nächstes?
Mein letzter Flug war nicht so spektakulär, aber ich denke gern an meinen ersten Flug zurück. Ich bin als kleiner Junge mit Olympic Airways von Thessaloniki nach Düsseldorf geflogen. Ich erinnere mich noch genau an den Geruch der Kabine und den sehnlichen Drang, die Kunststoffverkleidung abzunehmen, um das Material dahinter sehen zu können. Momentan ist es etwas schwierig zu reisen, aber Ich würde wahnsinnig gerne wieder in die Kalifornische Wüste fliegen.
Wie können wir uns einen „Friedhof der Flugzeuge“ vorstellen?
Der Ort hat etwas Archaisches. Die dort wie gestrandet erscheinenden Flugzeugkörper sind unmittelbar den extremen Witterungsbedingungen der Wüste ausgeliefert und wirken wie eine Kulisse aus einem Science-Fiction-Film. Ich mache immer Fotos und Skizzen vor Ort, die mir als Notizen und Arbeitsmaterial dienen.
Du gibst mit deinen Werken ausrangierten Flugzeugteilen einen neuen Sinn: Inwieweit fließt dabei ein Nachhaltigkeitsgedanke ein?
Da ich ausschließlich mit authentischen Materialien arbeite, ist der Nachhaltigkeitsgedanke immer auch Teil meiner Arbeit. Ich bin auf der Suche nach besonderen Oberflächenstrukturen, Spuren und Patina sowie die Geschichte der einzelnen Elemente. Dabei geht es mir vor allem um die Abstraktion des Materials und die Überführung in eine andere Ebene. Die Arbeiten lösen sich im Entstehungsprozess von ihrem technischen Ursprung. Entscheidend ist die Reduzierung auf das Wesentliche. Viele meiner Arbeiten weisen Bezüge zur abstrakten Malerei, Minimal Art, aber auch dem Brutalismus in der Architektur auf.
Nimm uns mit auf eine Gedankenreise: Wie könnte sich der Luftfahrtverkehr in Zukunft gestalten?
Es gibt bereits verschiedene Zukunftsmodelle. Sicher ist, dass es umweltfreundlichere Lösungen geben wird, wie Solar oder alternative Energien. Neu entwickelte Stoffe ersetzen immer mehr die hauptsächlich in der Luftfahrt verwendeten Materialien wie Aluminium und Titan. Das Fliegen in einer Großraumkapsel, so wie wir es kennen, wird bald der Vergangenheit angehören. Es ist eine schöne Vorstellung, wenn wir in eine kleine, individuelle Raumkapsel einsteigen könnten und nur durch Solarenergie die Ferne erreichten.
Biografie
- * 1976 in Essen, aufgewachsen in Xanthi
- Lebt und arbeitet in Köln
- 2004–2009 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschüler bei Prof. Rosemarie Trockel
Ausstellung
Bon Voyage!
Reisen in der Kunst der Gegenwart
13. November 2020 – 16. Mai 2021