Kopfreise

Es waren die Momente, die mir das Gefühl gegeben haben, dazuzugehören, anstatt Tourist zu sein.

15.12.2020

Talisa Lallai im Interview

Nimm uns mit auf eine Gedankenreise. Was sehen wir unterwegs? Was nehmen wir wahr?

Im Frühling steile Klippen, eine Palmenschlucht, Orangensaft und ganz viele Katzen auf Kreta. Im Sommer grober Sand und bewegtes Meer, Essigbäume am Straßenrand und Granita aus Kaktusfeigen in Kalabrien. Im Herbst Kastanienalleen, weite Felder, Kranichzüge und Streuselkuchen in Brandenburg. Im Winter zugefrorene Seen, Fichtenwälder, Kaiserschmarrn und Kaminfeuer in Südtirol.

© Talisa Lallai

Was sind deine schönsten und wertvollsten Reiseerinnerungen?

Meine prägendsten Reiseerinnerungen waren die, die abseits der Urlaubssaisons stattgefunden haben. Es waren die Momente, die mir das Gefühl gegeben haben, dazuzugehören, anstatt Tourist zu sein.

© Talisa Lallai

Was bedeutet für dich Fernweh?

Fernweh ist für mich die Sehnsucht nach einem Ort, der in dem Moment unerreichbar ist. Das kann sowohl ein bekannter Ort sein, wie meine Heimat Italien, die mir zwischen zwei Sommern fehlt, als auch die Sehnsucht nach einer unerreichbaren Ferne in Form einer Utopie, wie der Urwald in Südamerika oder eine Insel mitten im Pazifik. 

© Talisa Lallai

Und was Exotik?

Etwas weit Entferntes, Unerreichbares, von dem ich eher eine Vorstellung habe, als ein tatsächliches Bild vor Augen. Diese Vorstellung manifestiert sich durch unterschiedliche Eindrücke aus Reiseberichten und altem Fotomaterial, aber auch durch botanische Gärten, die als künstlich angelegte Ökosysteme exotische Pflanzen präsentieren. Daraus ergibt sich eine Idee, wie Exotik aussehen könnte. 

© Talisa Lallai

Biografie

  • * 1989 in Frankfurt am Main
  • Studierte von 2009–2016 an der Kunstakademie Düsseldorf
  • Lebt in Düsseldorf
  • Für ihre neue Publikation AUTOSOLE wählte Lallai die historische Route der Grand Tour als Ausgangspunkt für ihre fotografische Recherche. Das Buch ist im Museumsshop erhältlich.