Forschungsreise

Nur etwas näher und die Flut kann einen mitreißen und zum Kentern bringen.

12.12.2020

Janet Bellotto im Interview

Wie hast du dich auf die Expedition zu Sable Island vorbereitet?

Ich habe die Expedition jahrelang geplant, nachdem ich ein Buch über die Insel mit dem Titel „Marine Island Vagabond: this is your next project“ geschenkt bekommen habe. Sable Island war eine verblassende Erinnerung an die kanadische Geographie und Geschichte eines Ortes, der im Atlantik vor der Ostküste liegt. Ich nahm einen Dokumentarfilmer mit, ein paar Kameras, eine Tonausrüstung, Stative, DSLRs, eine 360°-Grad-Kamera und eine Menge Wander- und Regenausrüstung. 

Wie gefährlich war die Expedition, die in deiner Arbeit behandelt wird?

Im Gegensatz zu Reisen vor dem 19. Jahrhundert war die Reise vom kanadischen Festland aus unkompliziert. Wir reisten in einem kleinen Kreuzfahrtschiff, mit einem Tag und einer Nacht auf See und wachten auf der Insel Sable Island auf. Das Schiff musste vor der Küste ankern, und zwei Tage lang stieg das Wasser an, sodass es zu gefährlich war, mit dem Zodiac Schlauchboot weiterzureisen. Eins der größten Risiken war das Einsteigen in das Zodiac bei Ebbe, insbesondere an dem einen Tag, an dem wir die Küste erkundeten. Wir fuhren nahe an die Stelle, wo die Gezeiten zusammenlaufen. Nur etwas näher und die Flut kann einen mitreißen und zum Kentern bringen.  

Wer war mit dir im Boot?

Das Boot, die Ocean Endeavour, hatte 126 Passagiere, 25 Expeditionsmitarbeiter*innen und etwa 100 Besatzungsmitglieder. Die Passagiere waren eine einzigartige Mischung: Eine Gruppe eifriger Reitsportfotograf*innen, Botaniker*innen, Wissenschaftler*innen der Insel und des umliegenden Ozeans, einige Rentner*innen, deren Traum es war, diese einzigartige Insel zu sehen, Musiker*innen und ein Pferdeflüsterer. 

Was hat dich auf dieser Expedition am meisten beeindruckt?

Ich war fasziniert von der Abgeschiedenheit und der unmanipulierten Landschaft von Sable, wo der Wind die Dünenmuster auf der Insel formt. Die emotionale Seite, zu gehen, wo es vor Hunderten von Jahren auf der Insel um das Überleben nach einem Schiffbruch ging. Dennoch war ich am meisten beeindruckt von der Schönheit der Pferde auf Sable Island. Ich war bei meinen Recherchen bereits von ihnen fasziniert, aber ihre stolzierenden Körper und ihre fließenden Bewegungen zu sehen, war beeindruckend. Ganz zu schweigen davon, dass sich diese Insel so isoliert und groß anfühlen kann, obwohl sie nur 42 Kilometer lang und an ihrer breitesten Stelle 2 Kilometer breit ist. Ich war hingerissen von dem wechselnden Wetter und sah, wie der Nebel hereinrollte, sich plötzlich auflöste und die Insel enthüllte.  

Biografie

  • * 1973 in Toronto, Kanada
  • Studierte 1997 am Ontario College of Art & Design und 2001 an der Concordia University in Montréal, heute lehrt sie am College für Kunst und kreative Unternehmen der Zayed University in den Vereinigten Arabischen Emiraten
  • Lebt in Toronto und Dubai
  • 2014 hatte sie die künstlerische Leitung des Internationalen Symposiums für elektronische Kunst in Dubai inne
  • Sie bereist die Welt, um diese und ihre ständigen Veränderungen zu untersuchen. In diesem Jahr hat sie Flugstunden genommen, um selbst um die Welt zu fliegen können