Letzte Reise

Walter Dahn – Zweites Asthma (Beim Erwachen, dann war ich wach)

16.11.2020
Walter Dahn, Zweites Asthma (Beim Erwachen, dann war ich wach), 1982, Mischtechnik auf Nessel, 220 x 160 cm, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Schenkung Peter und Irene Ludwig, Foto: unbekannt

In einfachen schwarzen Linien beschreibt Walter Dahn eine Figur, die sich mit beiden Händen den Mund aufreißt. Der Blick in den Schlund offenbart einen Totenkopf, von dem sich die Figur versucht zu befreien. Der Titel des Bildes deutet auf den Moment des Erwachens hin. Die Szene könnte einem Albtraum entsprungen sein, in dem der Künstler mit seinem Erstickungstod ringt. 

Für das Gemälde Zweites Asthma (Beim Erwachen, dann war ich wach) greift Dahn die Ästhetik von prähistorischen Felsenmalereien und Totemfiguren außereuropäischer Kunst auf. Diese Art von Bildern entstand häufig im Zusammenhang mit rituellen Handlungen, in deren Verlauf die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verfließen, um Vorahnungen eine Gestalt zu geben. Vielleicht ist auch Dahns Gemälde der Bericht einer spirituellen Reise mit dem Ziel, die eigenen Ängste durch den Akt des Malens gleichsam zu beschwören und zu bannen.

BD