Kopfreise

Shūsaku Arakawa – Shape No. 1

05.11.2020
Shūsaku Arakawa, Shape No. 1, 1969, Öl auf Leinwand, 121 x 182 cm, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, Foto: Carl Brunn

In seiner Arbeit Shape No. 1 stellt uns der japanisch-amerikanische Künstler Shūsaku Arakawa eine scheinbar simple Aufgabe: Wir sollen alle Orte vergessen – bis auf die Flecken und Konturen, die auf der Leinwand mit dem Wort „Ort“ (Place) markiert sind. Der Künstler treibt ein Spiel mit uns. Er weiß genau, dass der Begriff „Ort“ einen Assoziationsraum öffnet, den wir entgegen seiner Anweisung unwillkürlich mit Erinnerungen an selbst besuchte Orte füllen. Das reduzierte Sprachgemälde wird zu einer imaginären Landkarte, die reichhaltiger und vielfältiger ist, als es jede Landschaftsdarstellung sein könnte. 

Arakawa hat sich ab 1961 eingehend mit der Macht von Wörtern und Sprache beschäftigt. Seine Gedanken, etwa zur Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins, finden nicht nur Niederschlag in seinen vom Neo-Dada beeinflussten Bildern, sondern auch in dem gemeinsam mit Madeline Gins verfassten Buch The Mechanism of Meaning (Work in progress: 1963–1971).

BD