Forschungsreise

Expedition to Paradise Adrift – Forschung

27.02.2021

Ein Gastbeitrag von Janet Bellotto

© Janet Bellotto

Konfrontiert mit den Wellen in unseren alltäglichen Bewegungen, habe ich in meiner Praxis immer die Rolle des Entdeckers eingenommen. Dies entspringt meiner Neugierde, die Erfahrungen zu ergründen, die wir in unserer kurzen Lebenszeit machen, verglichen mit der unendlichen Entfaltung des Universums. Es sind Geschichten, die mit Wasser, Ozean und Meer verbunden sind, in die ich mich beim Sammeln verstricke – Zeitungsausschnitte, Bücher, mündlich überlieferte Geschichten – von einem Wal, der tot an die Küste gespült wurde, bis hin zu Geschichten von Schiffswracks, die mich tiefer in Fragen über den Ozean und die Geschichten, die er bewahrt, hineinkatapultieren. So beginnt meine Reise zum Dokumentieren und Beobachten, die dann in Installationen mündet. 

Ich betrachte die Erforschung von Inseln als einen Mikrokosmos der Welt – wie etwas, das man in einer Petrischale finden könnte. Das ist der Fall bei Sable Island, bekannt als der „Friedhof des Atlantiks“, wo sich Jahrhunderte von Reisenden, Kolonisatoren und Neugierigen an einem Ort wiederfanden, an dem kein Baum Wurzeln schlagen kann und alle Versuche, etwas zu bauen, schließlich verschwanden. In meinem eigenen Hinterfragen des „Lebensaufbaus“ auf der Insel sehe ich die ökologische Perspektive – wo Pflanzen wandern und etwas finden, woran sie sich festhalten können, wo 40 000 Robben an einer Küste gebären, die einst von einem heute ausgestorbenen Walross bedeckt war. Die verwilderten Pferde sind die ständigen Bewohner von Sable, möglicherweise Überlebende eines Schiffsunglücks aus dem Jahr 1700, die jeden, der sich ihnen nähert, neugierig anstarren. 

Auf der Expedition nach Sable wollte ich die Zerbrechlichkeit und Isolation der Insel mit Fotos und 360-Grad-Videos einfangen, da die Inseln vielleicht nicht ewig leben. Im Studio verwandelte sich dies in eine konzeptionelle Welle der Rückverfolgung der Reise. Als Passagier in einem der zehn Zodiac-Boote dachte ich: Wo sind unsere Rettungsstationen heute – wenn die Zodiacs im offenen Wasser aussichtslos sind? Wohin können wir uns für unser Inselparadies wenden, wenn wir nicht mehr treiben? Werden wir unendlich im Ozean treibend zurückgelassen, ohne Möglichkeit, sicher zu ankern? Als Botschafterin von Sable bedarf es eines Dialogs über Nachhaltigkeit und Hoffnung auf das, was sich zeigen soll. Ob Künstler*in oder Meeresforscher*in, als Entdecker*in interpretieren sie Daten und Bilder zu etwas, das es zu entdecken lohnt.