Kopfreise
Ich liebe es, mit Büchern zu reisen. Es gehört zu den großartigsten Dingen im Leben.
30.01.2021
Kannst du uns Einblicke in die Entstehung deiner Arbeit zeigen?
Die Werkserie nenne ich Mikrogramme. Sie begleitet mich seit 15 Jahren. Über diese Zeit hat sich mein Arbeitsprozess und das Verhältnis dazu im Detail verändert, aber die Ursprungsidee ist immer noch die gleiche. Ein Buch wird ein Bild, vollständig handschriftlich übertragen. Viele Faktoren spielen hinein: Die ausgewählten Texte, das Arbeitsmaterial Bleistift und Papier, Körper und Kopf, Zeit. Im Kern ist vielleicht einfach zu sagen: Ich liebe es, mit Büchern zu reisen. Es gehört zu den großartigsten Dingen im Leben. Ich wollte mir diese permanente Möglichkeit und einen besonderen Ort schaffen, um mich ganz und gar in einen Text zu versenken. Eine eigene Arbeit, deren Teil der Genuss des wirklichen tiefen Lesens eines besonderen Buches ist, das Eintauchen und Durchwandern dieser Welt.
Wie lange hast du an deinem neuen Werk gearbeitet?
An Ernest Shackleton’s South. The Endurance Expedition habe ich genau 41 Tage gearbeitet, vom 28. August bis 8. Oktober 2020. Mit einer Unterbrechung vom 9. bis 13. September. Viereinhalb bis fünf Stunden täglich, unterteilt in eine Morgen- und eine Abendetappe.
Wie gehst du mit Fehlern um?
Ich verwende einen Druckminenbleistift und kann bei Bedarf radieren.
Hattest du schon einmal eine Sehnenscheidenentzündung?
Ja. Es ist eine Dauerbelastung von Daumen und Zeigefinger der Schreibhand. Weil es chronisch wurde, habe ich fast zwei Jahre pausiert. Danach habe ich meine Arbeitsweise umgestellt: Ich schreibe nicht mehr zehn Seiten am Stück, sondern teile es mir in eine Morgen- und eine Abendetappe auf, so ist die Belastung bestmöglich über die Zeit verteilt. Außerdem nutze ich Elemente der Feldenkrais-Methode. Das ist sehr hilfreich.
13. November 2020 – 16. Mai 2021