Neun Augen, die schon nahezu überall auf der Welt waren. Neun Augen, die Momente festhalten und selbst doch frei sind von jeder persönlichen Motivation. Diese neun Augen gehören zu den Kameras an den Google-Street-View-Fahrzeugen, die die Welt digital erkundbar machen sollen. In der seit 2008 fortlaufenden Serie Nine Eyes of Google Street View sichtet Jon Rafman die unzähligen Ansichten und veröffentlicht Screenshots von lustigen, kuriosen, oft auch verstörenden oder gar gesetzeswidrigen Szenen auf 9-eyes.com. 

Rafman unterzieht die Aufnahmen einer Bewertung, erhebt sie zur Kunst. Der Betrachtende entwickelt die Geschichten um die Szenen. Was ist vor der Momentaufnahme geschehen, was passiert im nächsten Augenblick? Wer sind die Menschen? Die Grenzen zwischen Realem, Digitalem und Fiktivem verschwimmen. Während Rafman physisch an einer Stelle bleibt, erkundet er virtuell die ganze Welt und erhält doch nur eine Ahnung von dem, was sich zum Zeitpunkt der Aufnahme dort abgespielt haben mag und nun bereits lange vergangen ist.

MG